Ein Sonnenschein in der Niedersachsenhalle
„Gibson Sunshine ist 365 Tage im Jahr eine Siegerkuh“
Die diesjährige Schau der Besten hätte zweifellos einen stärkeren Zuschauerzulauf verdient gehabt, denn wie gewohnt gab es hier einige interessante Gespräche in den Ställen und natürlich eine Reihe hervorragender Kühe zu sehen.
Am Abend vor der Schau sorgte die Masterrind GmbH während des großzügigen Empfangs wie gewohnt für Gaumenschmaus und gute Laune und für den einen oder anderen Besucher war es zweifellos eine kurze Nacht, wollten sie am anderen morgen das Richten der ersten Färsenklassen nicht verpassen.
Preisrichter in diesem Jahr waren Markus Mock aus Markdorf, der diese Schau bereits zum dritten Mal richten durfte sowie Manfred Uhrig aus dem hessischen Sulzbach.
Erstkalbskühe
Die Klassen der jüngsten Kühe waren in anderen Jahren an dieser Stelle schon beeindruckender, dennoch konnten aufmerksame Besucher einige hervorragende Färsen mit Zukunftspotential finden. Zu dieser Kategorie zählen neben den Siegerfärsen auch die unfertige Goldwin-Tochter Hinrika (MV: Starleader) von Wentrot und Hassbargen aus Gelliehausen, die mit ihrer hervorragenden Euterqualität und dem sauberen Skelett beeindrucken konnte, die Goldwin-Tochter Dolly von Gottfried Bernhardt aus Freital, die von der Seite wunderschöne Gibson-Tochter Hanuta von Wilken Schwarze aus Barnstedt, die starke und tiefe Instinct-Tochter BcH Jasmin (Instinct = Lee x Aeroline) von der GbR Wentrot aus Gelliehausen und natürlich auch die stilvolle Goldwin-Tochter Shakira von Rainer Engelke aus Brebber. Zur Siegerfärse wurde die Shottle-Tochter Fux Spottie von der Hahn-Radke Holstein GbR aus Eppendorf erklärt. Bereits im Mai gekalbt und noch nicht ganz drei Jahre alt zeigte sie sich als beeindruckende, starke Erstkalbskuh mit einem hervorragenden Euter. Der Apfel fällt in diesem Fall nicht weit vom Stamm, denn ihre Mutter ist keine geringere als DT Spottie, die Derry-Tochter, die hier in der Niedersachsenhalle schon zweimal siegen konnte. Fux Spottie ist übrigens Vertragskuh für Semex Alliance. Die Reservesiegerfärse, die weiße Stormy-Tochter Hazel (Stormy = Storm) von Ralf-Günther Ritz aus Molzen, ist eine enorm tiefe und mit einem schönen Seitenbild ausgestattete Färse, die bereits weiter in der Entwicklung steht und so sehr gut zur Siegerin passte. Drittbeste aller Färsen wurde die bereits angesprochene Gibson-Tochter Hanuta von Wilken Schwarze.
Zweitkalbskühe
Die Klassen der Zweitkalbskühe waren wohl die stärksten des Tages, und so kam am Ende des Tages auch die Gesamtsiegerkuh aus dieser Kategorie. Sie ist keine Unbekannte, denn bereits vor zwei Jahren siegte sie in den Färsenklassen. Die Rede ist von Gibson Sunshine (MV: Amaretto = Aerostar) die im Gemeinschaftsbesitz von Christian Wiechers und Kim Sass-Hauschildt (Westerkamp-C- Holsteins aus Benzen) ist. Sie war die älteste Zweitkalbskuh dieser Schau und so mussten sich die Zuschauer, die diese Kuh schon im Stall entdeckt hatten, ein wenig gedulden, bis sie den Ring betrat. Bereits 12 Monate in Milch zeigte sie sich genügend frisch, um hier zunächst die Klasse gewinnen zu können und später auch den Sieg der Zweitkalbskühe und schließlich den Grand Champion Titel für sich zu beanspruchen. Keine andere Kuh dieser Schau konnte ihr in Punkto Rippenstruktur und wunderbarer Kombination aus Milchtyp und Stärke das Wasser reichen. Dabei bewegt sie sich auf hervorragendem Laufwerk.
All diese genannten Körpermerkmale nutzte sie auch, um sich gegenüber der Reservesiegerkuh, der Goldwin-Tochter Lys Adia (MV: Morty) von der Agrargenossenschaft Hainichen, durchzusetzen. Diese im November zum zweiten Mal gekalbte Kuh zeigte sich als extrem milchtypische Kuh mit einem phantastischen Euter, die zu diesem Zeitpunkt zuviel Milch produzierte und vielleicht etwas zu extrem wirkte, um Sunshine gefährlich werden zu können. Im Sommer auf der DHV Schau könnte sie aber die Zweitkalbskuh sein, die eine ernstzunehmende Konkurrenz für das übrige Feld ist.
Weitere auffällige Zweitkalbskühe waren die zweitplatzierte hinter Sunshine, die Gibson-Tochter DO Okimba (MV: Rudolph = Aerostar) von Alex Dittmer aus Marschacht sowie die dritte dieser Klasse, die starke Durham-Tochter Robine von der Hahn-Radke Holstein GbR aus Eppendorf. Ebenfalls aus der Herde Dittmer kommt die extrem breite und mit einem hervorragenden Euter ausgestattete DO Ofretet. Sie belegte einen zweiten Platz hinter der schon angesprochenen Goldwin-Tochter Lys Adia. Ofretet ist ein Resultat aus der Paarung September x Outside Odessi, die Odessa-Tochter, die vor einigen Jahren als Färse die Schau der Besten gewinnen konnte. Dritte in dieser sehr guten Klasse wurde die Talent-Tochter Beta aus der Zucht von Fritz Grimmelmann aus Schweringen. Diese schwarze, jugendliche Kuh überzeugte mit ihrem außergewöhnlichen Euter. Sie stammt aus einer Rudolph und hat eine Lee als Großmutter. Gleich hinter Beta platzierte sich eine weitere Talent-Tochter mit Annika (MV: Riverland = Rudolph) von Udo Strassemeyer aus Warmsen. Eine weitere junge Kuh mit einem großartigen Hintereuter! Wenn wir über hervorragende Hintereuter sprechen, dann darf man nicht vergessen die Talent-Tochter Bella von der GbR Lattwesen aus Hohnhorst zu erwähnen. Sie belegte in der nächsten Klasse einen hervorragenden zweiten Platz hinter der Lexikon-Tochter DO Odelina (MV: Starleader) von Dittmer, Marschacht. Dritte in dieser Klasse wurde die Ramos-Tochter Valencia (Ramos = Rudolph) von der Wiechering-Sudmann KG, St. Hülfe vor der Titanic-Tochter DO Leonor (MV: Rudolph) von Alex Dittmer, Marschacht. Eine interessante Kuh dieser Klasse, die James-Tochter California von Hans-Hermann Kröger aus Ahrenswolde, konnte nicht die Platzierung erlangen, die der eine oder andere vielleicht erwartet hatte aber es waren Kühe vor ihr platziert, die leichte Vorzüge in der Strichstellung hatten. California stammt übrigens aus einer exzellenten Stormatic-Tochter, die wiederum aus einer exzellenten Aerostar kommt (3 x Aerostar).
Drittkalbskühe
Die erste Klasse der Drittkalbskühe wurde von der großrahmigen Allen-Tochter Ellen von der Reeker Milch KG angeführt. Sie ist das Resultat einer logischen Anpaarung, denn ihre Mutter ist eine Lee-Tochter aus Rudolph. In der zweiten Klasse siegte dann die hervorragende Ramos-Tochter (Ramos = Rudolph) Angelika von Jürgen Seebörger aus Oberndorf. Diese jugendliche und außerordentlich korrekte Kuh konnte die tiefe und ebenfalls beeindruckende Reaktor-Tochter (Reaktor = Rudolph) RT Lassie vom Milchhof Diera in ihre Schranken weisen. Diese beiden Kühe machten dann auch den Sieger und Reservesiegertitel unter sich aus. Drittbeste Kuh bei der Siegerauswahl wurde die schon erwähnte Allen-Tochter Ellen, und so bildeten diese drei Kühe sicher das hübscheste Trio des Tages. Ebenfalls um den Sieg kämpfte die Klassensiegerin Wenka von Jendrik, im Besitz von Wilfried Höft aus Bassum sowie die zweite dieser Klasse, die Outside-Tochter Ilsemarie (MV: Storm) von Friederich-Wilhelm Gödecker aus Varrel. Dritte hinter Ilsemarie war übrigens die Ramos-Tochter Lara von der GbR Seeba aus Estorf.
Ältere Kühe
Die beiden Klassen der Viertkalbskühe waren schnell gerichtet. Siegerin dieser Kategorie wurde die Rutil-Tochter (Rutil = Rudolph) Lense von Friederich-Wilhelm Gödecker aus Barrel vor der kapitalen Mona (MV: Rubens) von Derry, gezüchtet und im Besitz von Rainer Engelke, Brebber. Zweite hinter Mona war die mit einem hohen und breiten Euter ausgestattete Rudolph-Tochter DO Robbi von Dittmer, Marschacht, der Züchter, der auch die Kuh auf dem dritten Platz dieser Klasse gezüchtet hat, nämlich die Forbidden-Tochter DO Moldau (MV: Rudolph).
In den Klassen mit den Kühen in der 5. und weiteren Laktationen gab es ein Wiedersehen mit bekannten Kühen, die schon vor einigen Jahren an gleicher Stelle durchs Sägemehl liefen. Eine der prominentesten dieser alten Damen war auch die älteste Kuh der Schau, die 12 ½ jährige weiße Starleader-Tochter Gracie (MV: Aerostar) vom Rinderzuchtbetrieb Derboven, Bunkemühle, die sich hervorragend präsentierte und nach 7 Abkalbungen ein außergewöhnliches Euter zeigen konnte. Sie hatte das Pech, in ihrer Klasse auf eine andere weiße und nicht weniger bekannte Kuh zu treffen, nämlich auf Petale von Wade (Wade = Aerostar). Diese 9 ½ jährige Kuh kann nach 6 Abkalbungen noch immer mit ihrem sauberen Skelett und dem hervorragenden Euter glänzen. Petale wurde Klassensiegerin und Siegerkuh der alten Klassen, während Gracie sich mit einen zweiten Platz zufrieden geben musste. Dritte dieser Klasse wurde übrigens die Storm-Tochter NHQ Anelie von Marco Matthies aus Quarrendorf bei Hanstedt, vierte die Lee-Tochter Elektra von der DOMEQ GbR aus Dolgen. Ihre Mutter war eine Tochter von Storm.
Reservesiegerin der alten Kühe wurde die stilvolle und extrem milchbetonte Starleader-Tochter Geha von der GbR Ahrens aus Hespe, eine Kuh, die bereits in den vergangenen beiden Jahren sehr erfolgreich an verschiedenen Schauen teilnehmen konnte. Ihre Mutter ist eine Tochter von Lee. Sie gewann zuvor ihre Klasse in einer sehr knappen Entscheidung vor der kapitalen Outside-Tochter Rieke von Jürgen Kreth aus Oberndorf. Eine Kuh mit Höchstleistungen von über 14.000 kg. Ihre Mutter ist eine Tochter von Starleader.
Eine weitere bemerkenswerte Kuh dieser Klasse war die Juote-Tochter HSK Hawai (MV: Rudolph) von Rainer Ahrens, Midlum. Sie errang einen dritten Platz.
Für den letzten Höhepunkt der Schau kamen alle Siegerkühe, einschließlich der Siegerkuh der Nachzuchtgruppen, die Janos-Tochter Vroni von der Helmke KG aus Elmlohe, zurück in den großen Ring und die Spannung stieg ein letztes Mal an diesem Tag. Gekonnt machten es beide Preisrichter spannend bis zur letzten Minute, bevor Markus Mock der Gesamtsiegerkuh den berühmten und nicht weniger begehrten „Klaps“ aufs Becken gab. Es war wie schon erwähnt die Gibson-Tochter Sunshine von Westerkamp-C-Holsteins aus Benzen.
Randnotizen
Die Gesamtsiegerkuh Sunshine wurde auf dem Betrieb Wemken aus Schwanewede gezüchtet und geboren, der Sunshine ursprünglich abgekalbt über eine Auktion verkaufen wollte. Der Zufall wollte es nicht anders, dass der Semex Mitarbeiter Christian Wiechers diese junge, frisch abgekalbte Färse im Stall seines Kunden Wemken sah und sich von einer auf die andere Minute in die Färse verguckt hatte, sie kaufte und in den Stall seiner Eltern in Benzen stellte. Dieser Kauf sollte sich schon innerhalb kurzer Zeit als einer der besten Investitionen überhaupt herausstellen, denn sie gewann auf der Schau der Besten den Siegertitel der Färsen, im gleichen Jahr den Titel der besten Färse in Tarmstedt, in der zweiten Laktation wurde sie Intermediate Champion der German Open in Osnabrück und schließlich Gesamtsiegerkuh der Schau der Besten.
Sunshine ist eine Siegerkuh, 365 Tage im Jahr. Ganz gleich, wann man diese Kuh im Stall sieht, sie steht am Fressgitter und zieht sich ihr Futter aus der Weelink Vorrichtung und sieht dabei fantastisch aus.
Die anschließende Sonderauktion brachte einen Durchschnittspreis bei den 15 verkauften Färsen von 3.013 Euro und den 14 Jungrindern und Kälbern von 3.429 Euro. Teuerstes Verkaufstier war die sechs Monate alte Shottle-Tochter Goldstück von Hans-Peter Detjen aus Wohnste. Ihre Mutter ist eine Aeroline und stammt aus der Familie von Bonatus.
Als beste Nachzuchtgruppe wurde vom Publikum sehr eindeutig die des Bullen Janos gewählt.
Abschließend
Der Altmeister Aerostar hatte zweifellos den größten Anteil am Erfolg dieser Schau, ganz besonders über seine Söhne Rudolph und Storm! Alle Siegerkühe der offenen Schau haben Aerostar als Hauptakteuer im Pedigree. Aber auch Talent, September, Goldwin und Titanic, alles Vererber, die einen großen Einfluß auf die Rasse ausüben, sind auf der Grundlage Aerostar aufgebaut. Gut, dass es ihn gab. Weitere Bullen werden folgen und sind schon da, um in die für die Holstein Rasse großen aber so wichtigen Fußstapfen von Aerostar, Rudolph und Storm zu treten.
RK