Kanadische Zuchtwertschätzung - August 2009
Die genomischen Zuchtwerte sind nun berücksichtigt
Die jüngste kanadische Zuchtwertschätzung kann man zweifellos als Meilenstein der Zuchtwertberechnungen in der kanadischen Milchrindzucht bezeichnen. Denn erstmals wurden in Kanada zu den herkömmlichen, aus den Informationen der Töchter eines Bullen berechneten Zuchtwerten auch die genomischen Informationen, soweit vorhanden, mit berücksichtigt und in den Gesamtzuchtwert eingeschlossen.
Handelt es sich um genomisch getestete Jungtiere, die bisher lediglich einen Pedigree Index (PA = Parent Average) zu Buche stehen hatten, werden deren Zuchtwerte nun mit einem „G“ versehen und als „GPA“ veröffentlicht. Bei Tieren mit Informationen aus den Eigenleistungen oder Leistungen der Nachkommen finden wir beim Gesamtzuchtwert statt des bisher bekannten LPI den „GLPI“, soweit das Tier selbst genomisch getestet wurde.
Eine Besonderheit in den vom kanadischen Rechenzentrum CDN veröffentlichten Listen ist die Spalte „DGV“, der für „Direct Genomic Value“ steht. Der DGV-Wert ist der tatsächliche genomische Wert des Tieres, ohne Einfluss der Zuchtwerte der Eltern.
Veröffentlichung
Bei allen veröffentlichten „G-Zuchtwerten“ handelt es sich um eine Kombination aus dem tatsächlichen genetischen Werten (DGV) und dem eigenen bzw. dem Pedigree-Zuchtwert (PA). Die relative Gewichtung bei weiblichen und männlichen Jungtieren beträgt 35:65 (PA : DGV), bei jüngeren Kühen ist das Verhältnis 45 : 55 (eigener Zuchtwert : DGV) und bei älteren Kühen und Bullen mit Töchtern in Milch etwa 50 : 50.
Die Veröffentlichung der kanadischen LPI-Topliste erfolgt wie gewohnt, allerdings mit der Spalte Genomic Status (GS). In dieser Spalte sind alle Bullen, die genomisch getestet wurden und deren genomische Ergebnisse in die offiziellen Zuchtwerten eingeflossen sind, mit einem „G“ gekennzeichnet.
Für die weiblichen Tiere werden in Kanada zwei Listen veröffentlicht. Die bekannte, offizielle Top-LPI-Kuhliste wird nun als Top-GLPI-Kuhliste veröffentlicht. In dieser Liste findet man ausschließlich die Kühe, die ein anerkanntes genomisches Ergebnis vorzuweisen haben. Parallel dazu werden auch die weiblichen Jungtiere mit genomischen Ergebnissen in der Top-Jungtierliste GPA LPI veröffentlicht.
Weibliche Tiere, die kein genomisches Ergebnis haben, erscheinen in einer gesonderten Liste, und zwar in der „Top-Candidate Cows for Genotyping LPI“ für Kühe und „Top-Candidate Heifers for Genotyping PA LPI“ für Jungtiere.
Mit der August Veröffentlichung ist es möglich, auf der Homepage vom CDN die genomischen Informationen eines jeden Tieres anzuklicken. Voraussetzung dafür ist, dass das Tier genomisch getestet wurde und ein Ergebnis vorliegt.
Zukünftig werden die Listen monatlich vom CDN und vom kanadischen Herdbuch Holstein Canada aktualisiert, um die neu untersuchten weiblichen Tiere ergänzt und auf der Homepage veröffentlicht.
Sicherheiten beachten
Bei allen Zuchtwertveröffentlichungen der männlichen Tiere ist zu beachten, dass zukünftig auch Jungbullen ohne Töchter mit G-Zuchtwerten erscheinen. Deshalb wird CDN bei den LPI Werten auch die entsprechende Sicherheit des Wertes mit angeben.
Bei Jungbullen ohne Töchterinformationen aber mit genomischem Ergebnis beträgt die Sicherheit des LPIs etwa 60%. Bei jüngeren Kühen in der ersten oder zweiten Laktation beträgt sie etwa 70%, 80% bei Bullen, die in den USA getestet wurden und in Kanada nur mit einem umgerechneten Zuchtwert erscheinen und im Schnitt 90% bei Bullen, die in Kanada getestet wurden und einen offiziellen Zuchtwert besitzen.
Neue Bullen
Picolo neuer Rotbuntstar
Die August-Schätzung hat einige sehr interessante Vererber herausgebracht. Hier eine Kurzübersicht der Bullen, die als besonders wertvoll eingestuft wurden und in unser neues Angebot aufgenommen werden:
RZG
RZE
PICOLO - Red
September x Lentini
129
136
STALLION
September x Mtoto
129
134
RAINFALL
Titanic x Durham
120
126
MANIFOLD
Oman x BW Marshall
138
117
TEE OFF
Titanic x Gibson
117
140
CLEVELAND
Titanic x Addison
126
129
Bullenvorstellung
PICOLO, so heißt der neue Rotbunt-Star. Er ist ein September-Sohn aus einer Lentini und stammt aus der bekannten Aerostar Digne-Familie von La Presentation in Quebec.
Picolo kommt mit einem RZG von 129 heraus wobei dieser sich zusammensetzt aus sehr soliden Einzelzuchtwerten. Seine Töchter sind rahmige, elegante und harmonische Kühe mit besonders guten Beinen und Füßen sowie ausgezeichneten Eutern. Die Becken sind geneigt und verfügen über eine besonders gute Lendenpartie. Dieser Bulle dürfte in vielen Rotbunt-Zuchtprogrammen sehr beliebt als Bullenvater werden.
Mit STALLION kommt ein weiterer sehr interessanter September-Sohn mit hervorragenden Werten ins Angebot. In Kanada ist er auf Platz 4 aller kanadischen Bullen zu finden. Sein GLPI beträgt 2.309 und sein tatsächlicher, genomischer Wert liegt sogar darüber mit 2.344! Plus 14 für Conformation, 15 für Dairy Strength und 14 für die Fundamente bei sicheren Inhaltsstoffen machen Stallion zu einem äußerst interessanten Vererber.
Er stammt aus 5 Generationen EX Kühen!! Wobei seine Mutter eine 91 Punkte MToto mit über 60.000 kg Milch in 4 Laktationen ist.
Stallion-Töchter sind besonders starke, offene Kühe mit ausgezeichneten Beinen und Füssen und sehr guten Eutern.
RAINFALL ist ein Titanic-Sohn aus der großartigen Regan Joy Durham Regenia EX-92 und stammt so aus 7 Generationen EX klassifizierter Kühe. Rainfall besitzt einen interessanten Zuchtwert, der in allen Bereichen überzeugen kann. Besonders in den Markmalen Fruchtbarkeit, Euter und Fundamente überzeugt Rainfall. Seine Töchter sind sehr milchbetonte, große Kühe mit Qualitätseutern, die durch ein starkes Zentralband gekennzeichnet sind. Rainfall ist ein idealer Färsenbulle.
Wenn wir über die extremen Typvererber der Rasse sprechen, dann müssen wir bei der Aufzählung zukünftig auch den Bullen TEE OFF nennen. Er gehört zu den höchsten Typbullen im Angebot. Genau so extrem, wie seine Typvererbung ist auch sein Pedigree. Er ist ein Titanic-Sohn aus einer VG-88 Gibson, die wiederum aus einer VG-89 Leduc stammt. Davor steht eine EX Rudolph und letztendlich die berühmte Gypsy Grand.
Tee Off vererbt außergewöhnliche Euter und besonders korrekte Beine und Füße. Die Euter sind sehr gut aufgehängt und verfügen über eine wünschenswerte Strichplatzierung.
Der Bulle CLEVELAND bietet ein etwas anderes Pedigree. Er ist ein Titanic-Sohn aus einer extrem hochleistenden VG-87 Addison, die wiederum über mehrere VG und EX Kühe zurück geht auf die bekannte Elevation Corry. Sichere Eiweiß-%e, ausgezeichnete Euter und Fundamente sowie sehr gute Werte für alle Sekundärmerkmale machen Cleveland Interessant. Er kann als Färsenbulle eingesetzt werden.
Weltweit erscheinen Oman-Söhne in den Toplisten. Allein in Deutschland finden wir 9 Söhne in der Top-100 nach RZG mit einem durchschnittlichen RZE von 108,7 und durchschnittlich 105 für das Merkmal Euter.
Auch in Kanada wurden einige wenige Oman-Söhne getestet. Nachdem der Bulle EIGHT bereits im April sein Debüt mit besonders hohen Leistungswerten gab kommt nun MANIFOLD hinzu. Mit 2.200 kg Milch und indifferenten Inhaltsstoffen kommt er auf einen RZM von 135 und einen RZG von 138 womit er Bullenvaterqualitäten besitzt. Die ersten seiner Töchter sind untypisch für einen Oman-Sohn: Sie zeigen Stil und gute Euter!
Manifold wurde in den USA getestet und mit seinem G-Mace Zuchtwert, also seinem umgerechneten Zuchtwert in Kanada liegt bei beeindruckenden 2.867 GLPI. Sein tatsächlicher, genomischer Wert DGV liegt sogar darüber. Manifold wird sich ebenfalls als Bullenvater durchsetzen können. Daneben ist er als Färsenbulle geeignet.
Sein Halbbruder EIGHT haben wir schon erwähnt. Er konnte seinen ohnehin hohen Zuchtwert weiter ausbauen und liegt nun bei einem GLPI von 2.363. Auch er ist genau wie Manifold für Färsenbesamungen geeignet und als Fitnessbulle geeignet.
Er wird besser und besser. Die Rede ist von ASHLAR. Er ist nun der höchste kanadische Vererber und die Zuchtorganisationen, die ihn bisher noch nicht auf der Bullenvaterliste hatten werden ihn spätestens jetzt nutzen. Er konnte seine Werte stetig verbessern. Sein Leistungszuchtwert, sein überragender Euterzuchtwert und die ausgezeichneten Werte aller Sekundärmerkmale bieten genügend Gründe, diesen Bullen sehr stark einzusetzen.
Außerdem ist sein Pedigree frei von Jocko-, Durham- und Storm-Blut. Er kann also breit genutzt werden! Die Befruchtungsergebnisse sind sehr gut.
Eine ganz ähnlich positive Entwicklung hatte MR BURNS *RF, der nun schon von Beginn an in der Top-10 zu finden ist. Sein tatsächlicher genomischer Zuchtwert ist sogar höher als sein jetziger GLPI-Wert!
RK