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Hitzestress minimieren


Eine ausreichende Liegezeit ist unbedingt erforderlich, um die Milchproduktion auf maximaler Höhe zu halten. Wenn unsere Kühe sich aufheizen und dabei gleichzeitig die Umgebungstemperatur steigt, dann bleiben die Kühe stehen und versuchen die Temperatur ihres Körpers wieder auf den Normalzustand zu bringen.
Unsere Kühe mit der höchsten Tagesmilchmenge sind diejenigen, die auf diese Temperaturschwankungen am empfindlichsten reagieren.


Ein Anstieg der Lufttemperatur von 25° auf 40° Celsius reduziert die Futteraufnahme um 46%, das Wiederkauen um 22% und erhöht die Zeit, in der die Kuh steht um 34%! Eine unverminderte Hitzebelastung reduziert die Futteraufnahme um 35%. Sogar in Betrieben mit gutem Management kann Hitzestress schnell einen Rückgang bei Futteraufnahme und Leistung um 10 bis 15% bewirken.



An der Cornell University haben Forscher herausgefunden, dass bei Hitzestress die Körpertemperatur der Kuh das Verhältnis von Stehzeiten und Liegezeiten beeinflusst.


"Wenn die Körpertemperatur auf 38,9° Celsius oder mehr steigt, steht die Kuh, um die Abkühlung zu beschleunigen – dies geht zu Lasten der Milchproduktion", bemerkt Rick Grant im "Miner Institue Farm Report".


Die Kühe legen sich nicht wieder hin bevor die Körpertemperatur unter 38,3° Celsius absinkt.


Weil unsere Hochleistungstiere am stärksten betroffen sind, müssen wir aggressivere und kreative Strategien entwickeln, um den Hitzestress zu vermindern. Dabei kommt es auf zwei Bereiche in den Ställen an: dort, wo die Tiere fressen und dort, wo sie sich ausruhen, also auch liegen sollen, ergänzt Grant.


Bei der Auswertung eines Systems, das die Hitze sowohl in den Ställen mit Ventilatoren und Sprinkleranlagen wie auch über dem Futtertisch reduziert, hat das Miner Institute größere Ruhezeiten und längere Wiederkauaktivität festgestellt. Die Gruppe wird das System während des Sommers weiter auswerten.


Wenn Ventilatoren und Sprinkler über dem Futtertisch die Kühe abkühlen, dann steigt das Risiko, dass die Tiere sich hier auch aufhalten wenn sie nicht fressen. Das wiederum verkürzt die Zeit, in der sie liegen – so bemerkt Grant.


Das Liegen ist das wertvollste Verhalten der Kuh. Wir müssen alles dafür tun, die Tiere abzukühlen, um sie in den Bereich der Liegeplätze zu bewegen, damit sie ausreichend liegen können.


Grant sagt, dass ein System ideal sei, das die Ställe im Bereich der Liegeplätze und am Futtertisch kühlt, weil es sowohl das Fress- wie auch das Liegeverhalten optimiert.


Zellzahlanstieg, geringere Milchinhaltstoffe, Milchmengenabfall – die Auswertung von Milchkontrolldaten zeigt die Folgen
von Hitzestress bei Milchkühen.


Moderne Milchkühe erbringen eine enorme Stoffwechselleistung. Damit einher geht eine starke Wärmeproduktion durch Milchbildung
und Verdauungsvorgänge. Ab 24 °C Umgebungstemperatur und 70 % Luftfeuchte beginnt Hitzestress.


Verschiedene Ansatzpunkte bieten Haltung und Fütterung:

  • Stress vermeiden: keine Überbelegung, auf unnötiges Umtreiben in heißen Stunden verzichten, Fliegenplage verhindern
  • gute Wasserversorgung: viele Tränkestellen im Stall verteilt, für jedes Tier leicht zu erreichen und zu verlassen, Wasser von
    guter Qualität in ausreichender Menge aus sauberen Tränken
  • Luftbewegung ermöglichen: Seitenwände, Tore und Türen, wenn möglich First öffnen, Lochblech an Giebeln
  • Unterstützungslüftung mit Ventilatoren: ab 18 bis 20 °C Stalltemperatur laufen lassen, automatische Steuerung sinnvoll
  • Wasserkühlung der Kühe: erst ab Temperaturen über 24 °C! Großtropfige Versprühung oder Duschen in Intervallen von 5 Minuten
    Beregnung und 10 Minuten Pause, feuchte Luft muss entweichen können, aber zu starke Unterstützungslüftung kann zu
    Lungenentzündungen führen, Anordnung am Futtertisch oder im Rücktrieb vom Melkstand, nicht im Wartehof oder über den
    Liegeboxen
  • bei Weidegang auf Schatten achten
  • erhöhte Gabe von Mineralfutter und Viehsalz: ca. 10 %, zusätzlich Salzlecksteine
  • Einsatz von Natriumbicarbonat oder anderen puffernden Produkten: Na-Bicarbonat 150 bis 300 g je Tier u. Tag,
    andere Produkte nach Herstellerangaben
  • Lebendhefen: Stabilisierung der Verhältnisse im Pansen
  • Erhöhung der Energiedichte der Ration: pansenstabile Futterfette, glucoplastische Energieträger wie Propylenglycol und
    Glycerin, Einsatzmengen je nach Produkt und Herstellerangaben bei 150 bis 800 g je Tier u. Tag
  • Futteraufnahme anregen: mehrmaliges Futteranschieben, Füttern auf zwei Mahlzeiten am Tag verteilen
  • Nacherwärmung vermeiden: qualitativ hochwertigste Silagen, konservierende Produkte
  • Oxidativen Stress reduzieren: Vitamin E-Zulage ca. 1.000 mg je Tier u. Tag, Selen, ß-Carotin



Fazit

Sommerklima mit hohen Temperaturen ist oft ein unerkanntes Problem besonders für hochleistende Milchkühe, und verursacht
wirtschaftliche Verluste. Eine Auswertung von Milchkontrolldaten zeigt einige Folgen von warmen Umgebungstemperaturen. Ab
einer Temperatur von 24 °C und einer Luftfeuchte von 70 % beginnt Hitzestress für Milchkühe. Durch ihr Verhalten bringen Kühe
ihr Unwohlsein zum Ausdruck. Mit Haltungs- und Fütterungsmaßnahmen können Hitzestress und seine Folgen deutlich reduziert
werden. Grundvoraussetzung für den Erfolg aller aufgeführten Maßnahmen ist das rechtzeitige Handeln vor dem Eintreten von
Hitzestress.






MB