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Auf Immunität züchten


Mithilfe einer an der Universität Guelph entwickelten Testmethode (HIR) lassen sich Rinder mit besonders stabilem Immunsystem selektieren. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend.

Gesunde Milchkühe, die möglichst lange, über mehrere Laktationen hinweg Milch geben, solche Kühe wünschen sich wohl die allermeisten Milcherzeuger. Doch leider sieht die Realität oftmals anders aus. (Zwangs)Merzungsraten von 25 bis 35 Prozent und hohe Verluste bereits bei den Erstlaktierenden zu Laktationsbeginn gelten als normal. Die Abgangsgründe beruhen vielfach auf Produktionserkrankungen (u. a. Mastitis, Stoffwechselerkrankungen, Unfruchtbarkeit). Diese wiederum könnten reduziert werden, wenn es gelänge, das Immunsystem der Kühe zu stärken – besonders während der Transitperiode. Es ist bekannt, dass es große Unterschiede bei der angeborenen Immunität von Rindern gibt, der Erblichkeitsgrad liegt zwischen 20 und 30 %.
Kanadische Wissenschaftler der Universität Guelph haben einen Test entwickelt, mit dem sich bereits bei jungen Rindern ab dem zweiten Lebensmonat die genetisch programmierte Immunität testen lässt. Innerhalb von 15 Tagen werden dazu den Tieren drei Proben (Blut/Gewebe) entnommen, die dann in einem speziellen Labor auf eine bestimmte Gensequenz (MHC) untersucht werden. Dadurch ist es möglich, Tiere zu identifizieren, die eine erhöhte Immunabwehr aufweisen. Rinder bzw. Kühe mit einem hohen Immunstatus (eine Standardabweichung, 16 bis 20 Prozent der Kühe), zeigten eine fünf- bis zehnprozentige höhere phänotypische Immunreaktion.


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Eine Gegenüberstellung der Erkrankungsraten von Kühen mit einer hohen Immunität und "normalen" Kühen in einer 3.000er-Milchviehanlage in Florida zeigte, dass bei Tieren mit der genetisch stärkeren Immunabwehr 27 Prozent weniger Mastitis, 32 Prozent weniger Nachgeburtsverhaltungen und 17 Prozent weniger Metritis diagnostiziert wurden. In einer anderen US-Milchfarm (1.500 Kühe) fiel die Mastitisinzidenz bei Erstlaktierenden mit hoher Immunabwehr (Töchter von Immunity+ Bullen) um 44 Prozent geringer aus, die durchschnittliche gesamte Erkrankungsrate sank um 8,5 Prozent. Im Rinderstall wurde bei 25,3 Prozent der Tiere, die von Bullen mit dem Immunity+ Faktor abstammten, weniger Pneumonien beobachtet. In einer weiteren Studie wurden laut Prof. Mallard im Blut der "Immun-Plus-Kühe" deutlich weniger ParaTBC-Antikörper nachgewiesen (10 % vs. 32 %).
Ähnliche Effekte ließen sich auf 58 kanadischen Milchfarmen beobachten. Wie sich herausstellte erkrankten die Kühe, die sich durch eine hohe angeborene Immunität auszeichneten, seltener an Mastitis, auch die Schwere der Erkrankung fiel geringer aus. Mittlerweile wurde auch der Gen-Ort gefunden (Chromosom 23), der sich für die Regulation der Immunabwehr bei Rindern verantwortlich zeichnet. Somit dürften sich künftig Rinder nach ihrem Immunstatus selektieren lassen.
Anmerkung: Die kanadische Zuchtorganisation Semex verfügt derzeit über die alleinigen Rechte, um das vom Team um die Prof. Mallard entwickelte Technologie zur Selektion von Kühen und Bullen mit hoher Immunabwehr zu nutzen.



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MB