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Totgeburten und Aborte reduzieren- die 5 Schritt-Methode!


Wie viele Totgeburten hatten Sie im vergangenen Jahr auf Ihrem Betrieb? Und haben Sie eine Idee, wie viel Sie das gekostet hat? Totgeburten sind definiert als Geburt eines toten Kalbes vom 260. Tag der Trächtigkeit bis zu 48 Stunden nach der Geburt.

Die durchschnittliche Totgeburtenrate in den USA liegt bei 8%. Bei Färsenkalbungen sind sogar 12% betroffen, ab der zweiten Kalbung nur noch ca. 6%. Aufgrund größerer Probleme mit Schwergeburten ist die Totgeburtenrate bei männlichen Kälbern höher als bei weiblichen.
Totgeburten kosten die Milchviehindustrie jährlich mehr als 125 Millionen Dollar. Dabei sind die höheren Risiken von Gebärmutterentzündungen und Nachgeburtsverhalten, reduzierte Milchleistung und schlechtere Reproduktionsraten noch nicht einmal mit eingerechnet!

Wie sieht es mit den Aborten aus? Wie viele dieser Herausforderungen an die Reproduktionsleistung gab es in Ihrer Herde in den letzten 12 Monaten? Als „normal“ werden zwischen 3% und 5% betrachtet.

Aborte sind ebenfalls extrem kostspielig, sie kosten zwischen 500 und 900 Dollar, abhängig davon, zu welchem Zeitpunkt der Trächtigkeit sie vorkommen. Als Abort ist eine Frühgeburt zwischen dem 48. und dem 260. Trächtigkeitstag definiert. Die Kosten setzten sich zusammen aus den Futterkosten, dem Minderertrag bei Milch und den Herdenergänzungskosten.


Wie Sie sehen und wie Sie vielleicht schon am eigenen Leib erfahren mussten, resultieren Totgeburten und Aborte in kostspieligen, negativen Auswirkungen auf die Herde. Darum möchten wir Ihnen zeigen, wie sie diese unerwünschten Vorkommnisse in 5 Schritten reduzieren können:


  1. Sorgfältige Dokumentation der individuellen Tiergesundheit
    Totgeburten und Aborte kommen nicht von alleine; vielmehr stehen sie in Beziehung zu anderen Geschehnissen. Außerdem ist es sehr wichtig, ein offenes Auge für die derzeitige Tendenz zu Totgeburten und Aborten in der Herde zu haben, so dass man schnell registriert, wann die Werte ansteigen.

    • dokumentieren Sie Besamungsdaten, Milchleistungsdaten, Gesundheitsdaten (Krankheiten, Impfungen etc.) und den Geburtsverlauf, um Faktoren herauszufinden, die im Zusammenhang mit den Totgeburten und Aborten stehen oder eventuell dazu führen können.
    • dokumentieren Sie die monatliche und jährliche Totgeburten- und Abortrate. Setzen Sie sich 6% oder weniger als Jahresdurchschnitt zum Ziel.

  2. Entwicklung und Durchführung eines guten Impfprogramms
    Entwickeln Sie in Zusammenarbeit mit Ihrem Hoftierarzt ein umfassendes und auf Ihre Herde zugeschnittenes Impfprogramm sowie Management-Strategien, falls es zu vermeidbaren Aborten kommen sollte.

    • bei Färsen ist die Mehrzahl (67%) an Gründen für Aborte immer noch unbekannt.
    • Viren und Bakterien als Krankheitserreger sind für 11% bzw. 15% der Trächtigkeitsverluste verantwortlich.
    • Nichtinfektiöse Ursachen sind für 2% verantwortlich, 5% der Aborte haben ihre Ursache in einer Pilzinfektion.
      Es sollte ein ordnungsgemäßes Impfprogramm mit wirksamen Impfstoffen befolgt werden um das Auftreten von infektiösen Krankheiten einzudämmen, die Aborte als Folge haben können. Ein Impfprogramm, das auf verbesserte Fruchtbarkeit ausgerichtet ist, sollte mindestens Leptospirose, Bovine Virus Diarrhoe und IBR (wenn nötig mit den verschiedenen Serotypen) beinhalten. Um optimale Ergebnisse zu erzielen sollte die richtige Behandlung und eine ordungsgemäße Verabreichung der Impfstoffe sicher gestellt sein.

  3. Gestörte Geburtsverläufe reduzieren
    Totgeburten kommen sowohl bei Geburten mit und ohne Geburtshilfe vor; Schwergeburten, die Geburtshilfe nötig machen, lassen das Risiko eine Totgeburt aber signifikant ansteigen. Tiere, deren Körperkondition im letzten Trächtigkeitsdrittel deutlich nach oben oder unten vom Optimum abweicht neigen besonders zu Schwergeburten, daher muß in diesem Zeitraum besonders auf die Versorgung mit einer einwandfrei auf die Bedürfnisse abgestimmten Futterration geachtet werden. Darüber hinaus kann man darüber nachdenken, Färsen mit extrem schmalen Becken nicht für die Zucht zu nutzen.
    Gezielte Anpaarung – besonders bei Jungrindern- mit geprüften Bullen für leichte Geburten kann ein weiterer wichtiger Aspekt zur Vermeidung von Totgeburten sein.

  4. Ausbildung des Betriebspersonals zur korrekten Geburtshilfe
    Stellen Sie sicher, dass alle Mitarbeiter im Stall wissen, wann und wie Geburtshilfe geleistet werden muss! Es ist sinnvoll, 1-2 mal im Jahr das Wissen aller Mitarbeiter mit einem Geburtshilfe-Training aufzufrischen. Eine Studie der Ohio State University zeigt, dass eine gute Schulung des Stallpersonals die durchschnittliche Totgeburtenrate in den untersuchten Betrieben von 15,5% auf 6,5% senken konnte.

  5. Wahl eines grundsätzlichen Biosicherheitsplanes

    • Ziel ist es, die hier angesprochenen Krankheiten und deren Verbreitung im Betrieb zu reduzieren.
    • Das beinhaltet Maßnahmen wie Quarantänisierung von Zukauftieren für eine bestimmte Zeit oder – so gut wie möglich- die Aufrechterhaltung eines geschlossenen Systems
    • Außerdem sollten das Tragen von sauberer Kleidung und die Desinfektion der Schuhe für betriebsfremde Personen zur Routine gehören, ebenso die Desinfektion jeglichen Equipments, das mit anderem Vieh in Berührung gekommen ist.



Die Einhaltung dieser wenigen Empfehlungen kann helfen, die Totgeburten- und Abortrate in Ihrem Betrieb zu reduzieren, womit die investierte Zeit sinnvoll eingesetzt sein dürfte!






Quelle: Dairy Reproduction Council

Deutsche Übersetzung: Nanna Harms